Trotz leichtem Schneefall reisten am 13. Februar 2025 einmal mehr erfreulich viele Mitglieder des Pendlervereins zur Hauptversammlung nach Ennenda. Diese fand erstmals nicht mehr im Herbst statt, weil das Vereinsjahr dem Kalenderjahr angepasst wurde. Zu Beginn gab es einen feinen Znacht im Gesellschaftshaus mit Pizza oder Cordon Bleu und reichlich Gelegenheit, sich über Dieses und Jenes auszutauschen.

Anschliessend referierte Regierungsrat Thomas Tschudi, selbst langjähriges Vereinsmitglied, über das totalrevidierte Gesetz über den öffentlichen Verkehr (öVG). Der Grundgedanke sei, den öV als Chance zu sehen und den Modalsplit vom Auto zugunsten des öV zu verbessern. Nachfolgend einige Punkte aus seinem Vortrag: Zu beachten sei, dass die Erarbeitung eines Konzepts und konkreter Angebote erst nach Annahme des Gesetzes erfolgen werde, also z.B. wo es einen Halbstundentakt gebe. Art. 1 halte jedoch fest, dass alle Gemeinden durch das kantonale öV-Netz erschlossen sein müssen. Dies schliesse unter Umständen auch innovative oder alternative Angebote wie einen Rufbus ein. Ziel sei es, die finanziellen Mittel «verhältnismässig» und mit grösstmöglichem Nutzen einzusetzen. Art. 7 sehe neu die Übernahme aller Kosten durch den Kanton vor, also auch für die touristische Erschliessung. Viel öffentliche Aufmerksamkeit geniesse die Erschliessung von Braunwald (Art. 5 ). Der Variantenentscheid kommt bekanntlich vor die Landsgemeinde. Tschudi führt weiter aus, dass neu der Landrat die Entscheidungskompetenz über das ÖV-Konzept erhalten soll, wobei für Angebotsausbauten ein Kostendeckungsgrad von 20 % vorgeschrieben wird (Art. 11). Der bisherige Rahmenkredit soll nach einer Übergangsphase aufgehoben werden (Art. 16).
An diese Ausführungen schlossen sich zahlreiche Fragen an, u.a. ob während der Erarbeitung des Konzepts auch neue Entwicklungen oder Bedürfnisse berücksichtigt werden könnten, was Tschudi bejahte (Antrag an den Landrat). Eine weitere Frage lautete, ob das Angebot im Rahmen der Budgetdebatte wieder reduziert werden könne? Dies ist laut Tschudi nicht möglich, da es sich um gebundene Ausgaben handelt. Unsere Vereinspräsidentin äusserte die Befürchtung, ob die ÖV-Kommission auch weiterhin substanzielle inhaltliche Beiträge leisten könne, wenn ihr bereits Strategien vorgelegt würden? Auch das bejahte Tschudi. Beim Nadelöhr Glarner Unterland, wo ein grosses Wachstum prognostiziert wird, habe man den Eindruck, dass nur Bestehendes zementiert werde. Hier betonte Tschudi nochmals, dass man offen bleiben und auch frische Ideen einbeziehen wolle. Eine letzte Wortmeldung betraf den öV-Bonuspass (Firmenabo), weil er bisher nicht bekannt war.
Danach folgte die HV mit dem Jahresrückblick der Präsidentin Priska Müller-Wahl. Der Verein konnte 11 neue Mitglieder gewinnen, so dass er bei 7 Austritten und 7 weiteren Abgängen nun total 118 Mitglieder zählt. Zudem hat er mit Christian Marti erstmals zwei Regierungsräte als Mitglieder – hoffentlich ein Vorteil für unsere Anliegen!

Im verlängerten Vereinsjahr 2023/2024 ist sicher die Organisation und Durchführung des 1. Glarner öV-Gipfels am 29.10.2024 im Kunsthauskeller Glarus hervorzuheben. Der Anlass beinhaltete zwei Referate. ÖV-Experte Hans Kaspar Schiesser thematisierte vor allem die letzte Meile, d.h. konkret eine stärkere Förderung von E-Bikes im Alltag, weil das Glarnerland dafür topographisch gut geeignet sei. Die Entwickler Filip Flüeler und Ralf Seeliger von der SOB warben für ihre Neuheiten und skizzierten ein paar Visionen. Das Podium mit den drei Referenten sowie dem Geschäftsführer der Autobetriebe Sernftal Daniel Schmidt und Regierungsrat Thomas Tschudi wurde von Kassier Chrigel Marti moderiert. Es folgten viele, auch kritische Fragen und beim Apéro wurde rege weiter diskutiert. Mit rund 55 Teilnehmenden und einem Pressevertreter vor Ort können wir eine positive Bilanz ziehen. Ein 2. Gipfel ist für dieses Jahr am 6.11.25 geplant.

Darüber hinaus beteiligte sich der Vorstand mit sechs konkreten Anträgen an der Vernehmlassung zum öVG, wie z. B. dem Wunsch nach einem Controlling und mehr Mitsprache, und machte Eingaben zum neuen Fahrplan. Eine wichtige Aufgabe war die regelmässige Netzwerkarbeit mit öV-Anbietern und öV-Fachleuten, mit der Verwaltung und mit Politikern auf Kantons- und Bundesebene. Seit dem Vorstoss von Ständerat This Zopfi «Keine massive Verschlechterung des öffentlichen Verkehrs aus dem und in den Kanton Glarus» hat man unseren Kanton in Bern wahrgenommen und bleibt im Gespräch. Und schliesslich fand auch im vergangenen Jahr mit dem Pendlerschiff noch ein geselliger Anlass statt.
Wir danken Referent Thomas Tschudi und den Mitgliedern für Ihr Engagement als aktive Botschafter:innen. Ihr könnt gut und viel unterstützen. Neue Mitglieder sind jederzeit herzlich willkommen!
pdf > Jahresbericht HV2025(4.47 MB)